Autor/en: Martina Darga
Verlag: Fackelträger Verlag
Erschienen: Köln o.J. (2006)
Seiten: 256
Ausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: € 69.–
ISBN: 3-7716-4330-9
Kommentar: Michael Buddeberg, Mai 2006
Besprechung:
Der Buddhismus stand am Anfang jenseits des Bildes; er war eine anikonische Religion und stellte zentrale Gestalten und Wesenheiten seiner Glaubenswelt nur durch Symbole dar: Buddha etwa durch einen leeren Thronsitz, seine Fußabdrücke oder durch das Rad der Lehre. Shakyamuni, der historische Buddha, entzog sich nach seinem Abschied von dieser Welt und seinem Eingehen in die erleuchtete Vollkommenheit des Nirvana der auf empirische Wahrnehmung diesseitiger Phänomene beschränkten Menschheit. Seinem Wesen nach wurde Buddha als prinzipiell unanschaubar und deshalb auch nicht darstellbar gedacht. Jeder Versuch einer bildlich-personalen Gestalt könne nur eine trügerische Verfälschung des wahren Absoluten sein, glaubte man. Diese Bildlosigkeit hat in erster Linie eine religiöse und nicht so sehr eine künstlerische Funktion. Daß der Buddha in der frühen Zeit des Buddhismus noch nicht dargestellt wurde, liegt nicht an dem künstlerischen Problem, das Unbeschreibliche in Zeit und Raum wiederzugeben. Vielmehr gab es keine religiöse Notwendigkeit, den Buddha in einem Gottesbild, d.h. in einem kultisch wirksamen Bild, zu vergegenwärtigen. Dass das, entgegen dem natürlichen Gestaltungsdrang des Menschen, sich ein Bild Gottes zu machen, über Jahrhunderte so blieb, mag man damit erklären, dass die Urform des Buddhismus, der Hinayana, das sog. „kleine Fahrzeug“, auf eine mönchische Elite beschränkt war. Das änderte sich mit der Wandlung des Buddhismus zum „großen Fahrzeug“, dem Mahayana, was etwa zur Zeitenwende geschah. Es war dies eine grundlegende religiöse Trendwende zu einer inbrünstige Verehrung und Hingabe an einen persönlichen Gott mit dem Ziel, mit diesem Gott eins zu werden. Sie schuf die Voraussetzung für die Schaffung von Gottesbildern als Kultbilder in menschlicher Gestalt. Die ersten Buddha-Bildnisse entstanden in dieser Zeit wohl in Mathura, dem Zentrum des indischen Kushana-Reiches, und dann in Gandhara, dort ersichtlich auch unter hellenistischem Einfluss. Aus diesen Anfängen entwickelte sich rasch eine religiöse Kunst – die Darstellung des buddhistischen Pantheons – die die Kunst Asiens entscheidend geprägt hat. Das Buch „Buddha – die Seele Asiens“ ist ein Spaziergang durch diese ungemein reiche Bilderwelt, begleitet von knappen aber klaren Texten der Autorin, die in die unterschiedlichen Aspekte des Buddhismus und in seine reiche Ikonographie einführen. Es beginnt mit dem Leben von Siddharta Gautama Shakyamuni, dargestellt unter anderem an Bildwerken aus Gandhara und an den großartigen Reliefs des Borobodur auf Java. Daran schließen sich, geographisch etwa der Ausbreitung des Buddhismus in Asien folgend, die Kapitel Indien und Südostasien, Zentral- und Ostasien und schließlich die Länder des Himalaya an. Ein Schwerpunkt, der sich durch das ganze Buch hindurch zieht ist der älteste und bis heute aktuellste Kultbau des Buddhismus, der Stupa. In Indien schon in der frühen, bilderlosen Zeit als ein Symbol der Verehrung des Buddha Shakyamuni entstanden, ist der Stupa als Pagode in Südost- oder Ostasien oder als Chörten in den Ländern des Himalaya bis heute millionenfach präsent. Auch der Borobodur in Java, das weltgrößte buddhistische Monument mit seiner reichen Ikonographie ist ein Stupa ebenso wie der Kumbum von Gyantse in Tibet mit seinen unzähligen Buddhabildnissen. Weitere Schwerpunkte sind Angkor, hier die geheimnisvoll lächelnden, überlebensgroßen Gesichter des Bodhisattva Lokeshvara am Bayon, die Wandmalereien von Dunhuang und die durch die Sprengung der Taliban zu trauriger Berühmtheit gelangten Buddhas von Bamiyan. Felsenklöster in China, eine in ihrer Natürlichkeit unendlich schöne Bronzestatue des Miruk aus Korea und Bildwerke aus Japan leiten über zu den Ländern des Himalaya. Leider muß dazu angemerkt werden, dass die kaum überschaubar reiche und komplexe Bilderwelt und Ikonograpie des im Himalaya, vor allem in Tibet praktizierten Vajrayana, des so genannten diamantenen Fahrzeugs, entschieden zu kurz kommt. Davon abgesehen beeindruckt vor allem das schöne und durch das große Buchformat einprägsame Bildmaterial. Wem also vor allem daran gelegen ist, sich ein Bild des Buddha zu machen, dem ist mit diesem Buch bestens gedient.