Oriental Rugs from Atlantic Collections

Autor/en: Dennis Dodds, Murray Eiland (Hrsg)
Verlag: International Conference on Oriental Carpets
Erschienen: Philadelphia 1996
Seiten: 278
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 95.– US-$
Kommentar: Michael Buddeberg, Januar 1997

Besprechung:
Das große Bilderbuch zu den Ausstellungen anläßlich der ICOC in Philadelphia gehört, was die Quantität der gezeigten Stücke anlangt, sicher zu den großen Teppichbüchern dieses Jahrzehnts. Aber, durch die vielen klugen und wissenschaftlichen Abhandlungen, die heute jede Publikation begleiten und vor allem durch die genauen Farb- und Strukturanalysen verwöhnt, vermisst man diese hier schmerzlich. Die Herausgeber sind sich dieser Schwäche auch durchaus bewußt und geben ihrer Hoffnung Ausdruck, daß dieser Mangel durch die Qualität der Stücke ausgeglichen werden möge. Dieser Versuch scheint gelungen: Nicht weniger als 331 zumeist noch nie ausgestellte und publizierte Teppiche, Flachgewebe und Textilien aus 4 Ausstellungen in Philadelphia, vor Ort ob ihrer Menge kaum zu erfassen, geben sich hier ein Stelldichein. Klassische Teppiche aus Indien, Ägypten, Persien und Anatolien, frühe anatolische Dorfarbeiten, bedeutende Kaukasier, beinahe ein Dutzend großformatiger Drachen- und Blütenteppiche aus dem südlichen Kaukasus oder Aserbeidschan und schließlich nordwestpersische Nomadenarbeiten bilden den umfänglichen Auftakt für die wohl größte Gruppe turkmenischer Teppiche und Knüpfarbeiten, die je zu gleicher Zeit an einem Ort ausgestellt waren. Da sind einmal die zentralasiatischen Teppiche der Sammlungen Bogoljubov, Dudin u. a. aus dem ethnographischen Museum in St, Petersburg, kurz vorgestellt und begleitet von Elena Tsareva mit wahrlich einmaligen Stücken, die noch niemals im ‚Westen“ zu sehen waren. Zwei sehr frühe Asmalyk-Paare, „sitting bird“ und „running bird“ sind hier primus inter pares. Dann, aus den Atlantic Collections, aus Sammlungen der „thirteen original states“ ein Kaleidoskop seltener, ungewöhnlicher, nie gesehener turkmenischer Juwele, Material für Jahre wissenschaftlicher Kleinarbeit, ein Feuerwerk an Stammeskunst, interpretiert von Robert Pinner. Und nicht zuletzt: Exquisite Suzanis begleiten und umrahmen dieses Fest zentralasiatischer Textilkunst. Als Höhepunkt vor dem abschließenden Kapitel mit Textilien und Teppichen aus Marokko eine kleine Gruppe indischer und zentralasiatischer Seidengewebe von höchster Seltenheit und ästhetischer Perfektion, gefunden in Tibet, beschrieben von Rina und Norman Indictor. Von den beiden Konferenzbüchern ist dies nicht das Bessere, aber vielleicht das Unentbehrlichere.