Autor/en: Nasser D. Khalili
Verlag: Worth Press – Khalili Family Trust
Erschienen: Bassingbourn – London 2005
Seiten: 186
Ausgabe: Leinen mit Schutzumschlag
Preis: 30.– engl. Pfund
ISBN: 1-903025-17-6
Kommentar: Michael Buddeberg, März 2006
Besprechung:
Die Khalili Collection islamischer Kunst ist mit über 20.000 Objekten die bedeutendste private Kunstsammlung dieser Art in der Welt. Diese Sammlung und eine Anzahl vom Khalili Family Trust initiierter oder geförderter Stiftungen, Lehrstühle und Forschungsprojekte dienen dem Zweck, der islamischen Kunst, ihren Ursprüngen, ihrer Entwicklung und ihrer Bedeutung weltweit Beachtung und internationale Anerkennung zukommen zu lassen. Eines dieser Projekte ist die auf ca. 40 repräsentative und wertvolle Bände angelegte Publikation der Sammlung, von denen ein großer Teil bereits erschienen ist. Es ist das mit Abstand umfangreichste Kunstpublikationsprojekt einer einzigen Sammlung und jeder einzelne Band gibt mit seinen wissenschaftlichen Texten und der Fülle das abgebildeten Materials einen tiefen Einblick in das von ihm behandelte Fachgebiet. Eine zusammenfassende Übersicht indessen hat bisher gefehlt. Leider musste man sagen, denn die Sammlung Khalili ist wegen ihrer Qualität, ihres Umfangs und ihrer Vollständigkeit – alle Gebiete islamischer Kunst und islamischen Kunsthandwerks sind in der Sammlung präsent – ideal dazu geeignet, einen solchen Überblick zu vermitteln. Dieses Buch aber liegt nun vor und es stammt gar aus der Feder des Sammlers selbst. Nasser Khalili ist nicht nur Mäzen und seit 30 Jahren Sammler, sondern auch ein international anerkannter und tätiger Forscher und Wissenschaftler auf dem Gebiet islamischer Kunst und Kultur. Das von Worth Press entwickelte Buchkonzept, ein bestimmtes Thema, also etwa „Amerika“ oder „Die Medizin“ oder „Die jüdische Zivilisation“ unter Verwendung von Falttafeln, chronologischen Übersichten, kürzeren und längeren vertiefenden Textbeiträgen übersichtlich und umfassend darzustellen, gab für die Geschichte Islamischer Kunst und Architektur den idealen Rahmen, und so liegt nun ein Buch vor, das sowohl für den interessierten Laien wie auch für den Kenner, Fachmann, Sammler und Liebhaber islamischer Kunst und Kultur einen hohen Gebrauchswert besitzt. Es beginnt mit einer Übersicht islamischer Dynastien von der Zeit der Propheten bis zum Sturz der iranischen Pahlavis im Jahre 1979. Die wichtigsten dieser Dynastien, ihr Aufstieg und Niedergang und ihre bedeutendsten Leistungen sind kurz beschrieben und von Übersichten mit den Namen und Daten ihrer Herrscher begleitet, ein Nachschlagewerk, das es in dieser knappen und übersichtlichen Form bisher nicht gegeben hat. Daran schließt sich eine reich illustrierte chronologische Übersicht an, die die wichtigsten Entwicklungen islamischer Kunst und Architektur in fünf verschiedenen geographischen Regionen einander gegenüberstellt: Es sind dies Nordafrika und Spanien, der Mittlere Osten von Ägypten bis zur arabischen Halbinsel, Anatolien und Balkan, Iran mit Zentralasien und schließlich der Indische Subkontinent. Dann folgen 14 jeweils mehrseitige und wiederum reich illustrierte Kapitel über Kalligraphie, den Koran, die Miniaturmalerei, Bucheinbände, Lackarbeiten, Keramik, Glas und Bergkristall, Metallarbeiten, wissenschaftliche Instrumente, Waffen und Rüstungen, Schmuck und Juwelen, Teppiche und Textilien, Münzen und schließlich über die Architektur. Die durchweg farbigen und wegen des übergroßen Buchformats (372 x 254 mm) auch ausreichend groß bemessenen Illustrationen, es sind nach Verlagsangabe über 800, zeigen weit überwiegend – natürlich mit Ausnahme der Architektur – Objekte aus der Sammlung Khalili. Sie greifen aber, wo es notwendig ist, auch auf berühmte Sammlungen zurück, etwa auf den Ardebil-Teppich aus dem Victoria & Albert Museum in London. Eine doppelt ausklappbare Karte, ein Glossar, ein weiterführendes Literaturverzeichnis, eine Auflistung sehenswerter Museen und Galerien für islamische Kunst und schließlich eine beweglich-drehbare Tabelle, mit der sich der Leser die wichtigsten Kunstwerke der islamischen Welt oder die aktuellen Daten heutiger islamischer Nationen zeigen lassen kann, tragen dem hohen Informationsanspruch Rechung, den sich Autor und Verlag gesetzt haben. Professor Rogers, heute Kurator der Khalili Collection und bekannt durch seine Tätigkeit an der Londoner Universität und am British Museum, schreibt in seinem Vorwort, dass diese Übersicht, die sowohl die Geschichte wie die geographische Ausdehnung der islamischen Kultur berücksichtigt, gerade zur rechten Zeit erschienen sei. Sie zu lesen bedeute einen Gewinn für jeden, der mehr über den bedeutenden Beitrag entdecken möchte, den der Islam zur Geschichte der Weltkultur geleistet hat. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.